Die deutschen Initiativkreise haben schon am 11. November 1997 dazu eine öffentliche Stellungnahme abgegeben. Bis heute ist nichts von einer Richtigstellung des Bischofs bekannt. Man möchte sie endlich erwarten - schließlich hat sogar ein hl. Augustinus "Retractationes" verfasst!
Luther als Lehrer ?
Auch abgesehen von seinen vielen widersprüchlichen Äußerungen steht als Tatsache fest: Luther1 hat die heilige Messe häufig als Abgötterei bezeichnet und die Sakramente der Kirche abgelehnt; nur die Taufe nimmt er an, aber auch nur als Zudeckung, nicht als Tilgung der Erbsünde. Er hat den katholischen Kirchenbegriff radikal preisgegeben (J. Lortz). Über die entsetzlich verzerrenden Übertreibungen des abgefallenen Mönches und seinen unbeherrschten triebhaft-gehässigen oder herrischen Stil, den "kochenden Hass, der in allem Grobianismus seiner Zeit nicht seinesgleichen hat" (J. Lortz)2, die bewussten Verzeichnungen katholischer Lehre, die gelegentlichen abstoßenden Überheblichkeiten - wie keineswegs nur katholischerseits festgestellt wurde3, - kann sich jeder ein Urteil bilden, der einen Blick in seine Werke wirft. Nach E. Bizer sind u. a. seine häufig verwendeten Bilder aus dem Verdauungsvorgang schon zu seiner Zeit von den Evangelischen als anstößig empfunden worden und einfach nicht wiederzugeben4.
Um der Einheit willen muss man auch klar sehen, was im 16. Jahrhundert
zur Trennung führte. Luther war nach J. Lortz überhaupt
kein Theologe, sondern ein Prediger5
; deshalb war die Möglichkeit krasser innerer Widersprüche in
seinen Grundtheorien gegeben, ohne dass damit schon direkt Unaufrichtigkeit
gegeben war. Was Luther noch an Traditionsgut beibehalten hat (Vorrang
des Trinitätsglaubens; Lehre von Erschaffung, Urstand und Fall des
Menschen, christologische Zentralwahrheiten, usw.), dürfte heute von
den meisten Protestanten aufgegeben sein - er bedeutet für viele kaum
mehr als eine historische Symbol- und Gallionsfigur des Protestes.
Der protestantische Rechtshistoriker H. Fuhrmann stellt fest:
"Über allen ökumenischen Gesprächen unserer Tage sollte
nicht übersehen werden, dass Luthers Rechtfertigungslehre, seine
Ablehnung der Tradition, seine Nichtanerkennung allgemeiner Konzilsbeschlüsse,
sein Bestreiten der normativen und den Glauben überwachenden Rolle
des römischen Papsttums, um nur wenige Punkte zu nennen, fraglos große
Ketzereien darstellen, die auch heute von der katholischen Kirche als Ketzerlehren
angesehen werden müssen". "Luther war kein verkannter katholischer
Frühreformer, auf dessen Kurs die Kirche später von sich aus
hätte einschwenken können". "Luther ist zurecht in den Bann getan
worden"6.
Es dient weder der historischen Wahrheit noch der Einheit der Kirche,
wenn man die kirchentrennenden Positionen Luthers zu verschweigen sucht,
seine sich selbst disqualifizierende Polemik als bloße Episode abtut
und aus Opportunismus sachgerechten Antworten ausweicht7.
Seit 1520 ist für Luther das päpstliche Rom die "rote Hure von Babylon", die "Mutter der Unreinheit", "das Tier" der Apokalypse. Der Papst überrage in seiner Verderbtheit die des höllischen Drachen und die ganze Gemeinheit der Helfershelfer des Teufels. Die Päpste werden bezeichnet als Feinde Gottes, Widersacher Christi, unvernünftige Narren, Statthalter des Teufels. In seinem Haß forderte er auch unmittelbar zu zügelloser Gewalt auf: "Warum greifen wir diese unheilvollen Verkünder von Ruinen, die Päpste, die Kardinäle, die Bischöfe und die ganze Horde des römischen Sodom nicht an mit allen Waffen, über die wir verfügen, und waschen wir nicht unsere Hände in ihrem Blut?" Und weiter: "Rom, die große Hure, muss zu Staub zermalmt werden ... Unsere Pläne können nicht gelingen ohne Blutvergießen". Die böse Polemik gegen das Papsttum hat Luther bis zu seinem Tode beschäftigt8.
Luther will nachweisen, dass Gott den "freien Willen niederstrecke"9. Der menschliche Wille gleiche einem Lasttier: Wenn Gott darauf sitzt, will es und geht es, wohin Gott will ... Wenn der Satan darauf sitzt will es und geht es, wohin Satan will. Und es liegt nicht in seiner freien Wahl (des Menschen), zu einem von beiden Reitern zu laufen und ihn zu suchen, sondern die Reiter selbst kämpfen darum, ihn festzuhalten und ihn in Besitz zu nehmen10. Die Sünde sei Wesensmerkmal der menschlichen Natur, Christentum sei nur "getroste Verzweiflung".
Luther steigert die Zusage der Sündenvergebung so, dass er
sagt, keine wie immer gearteten Sünden brauchten
das Gewissen zu beunruhigen (WA 6,528,24), der Unglaube ausgenommen
(529,11ff.), - oder daß nach Erteilung der
Sündenvergebung nichts schade, "wie viel, groß, oft gesündigt werden mag (WA 7,219,17ff.).
In der Schrift von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche heißt es, die Kirche werde in Gefangenschaft gehalten durch die bisherige Sakramentenlehre. Vom Heiland sagt Luther: "Christus ist beides, der größte und einzige Sünder auf Erden und der einzige Gerechte und Heilige"11.
Exzentrische 'Ausfälle finden sich in seiner Heerpredigt gegen die Türken von 1529: Die Lehre des Papstes sei "das recht geistlich Morden". "Ich glaube, daß der Papst ein vermummter und leibhaftiger Teufel ist, weil er der Endchrist ist. ... Des Papstes Aberglauben geht über den der Juden"12. "Kommen wir zum Türken, so fahren wir zum Teufel, bleiben wir unter dem Papst, so fahren wir in die Hölle. Eitel Teufel auf beiden Seiten"13.
Luther forderte, dass man die Synagogen und Häuser der Juden verbrenne und ihnen die Straße sperre, sie am besten aber ausweise. In seinem Pamphlet "Wider die räuberischen und mörderischen Rotten der Bauern" erklärt er: "Drum soll hie zuschmeißen, würgen und stechen, heimlich oder öffentlich, wer da kann, und gedenken, dass nichts Giftigeres, Schädlicheres, Teuflischeres sein kann denn ein aufrührerischer Mensch, gleich als wenn man einen tollen Hund totschlagen muss. Steche, schlage, würge sie, wer kann" 14 .
Aus Luthers Schrift "Wider das Papsttum vom Teufel gestiftet" (23.
3. 1545):
"Indes sehen und hören wir, wie der Papst so ein meisterhafter
Gaukler ist. Denn gleich wie ein Gaukler den albernen Leuten Gold ins Maul
gaukelt, aber wenn sie es auftun, so haben sie Pferdedreck darin. So macht
es auch dieser schändliche Laffe, Paul III. Er schreibt nun schier
zum 5. Mal ein Konzil aus, so dass, wer die Worte hört, denken muss, es sei sein Ernst. Aber ehe wir uns umsehen, hat er uns Pferdedreck
ins Maul gegaukelt ... Für solch ein Konzil danke ihm der leidige
Teufel und es kommt auch nur der leidige Teufel, dazu seine Mutter, seine
Schwester und seine Hurenkinder, der Papst, die Kardinäle und was
sonst noch von der höllischen Hefe zu Rom ist".
"Es sind, wie gesagt, [die Päpste] des Kaisers Phokas, ihres Stifters
und Kaisermörders Nachkommen, verzweifelte, durchtriebene Erzspitzbuben,
Mörder, Verräter, Lügner und die rechte Grundsuppe aller
bösesten Menschen auf Erden ... Sie schmücken sich mit dem Namen
Christi, des hl. Petrus und der Kirche, obwohl sie doch voll sind von den
ärgsten Teufeln in der Hölle, voll, voll, und so voll, daß
sie nichts denn eitel Teufel ausspeien, auswerfen und schneuzen können.
... Nun sehen wir, daß er [der Papst] mit seinen römischen Kardinälen
nichts anderes ist, denn ein verzweifelter Spitzbube, Gottes und Menschen
Feind, der Christenheit Verstörer und des Satans leibhaftige Wohnung
... wie ein Werwolf, und spottet und lacht in die Faust, wo er hört, dass Gott und den Menschen solches wehe tut"15.
"Denn das ist gewiss, dass der Papst und die Kardinäle,
samt seiner Bubenschulen gar nichts glauben, sie lachen dazu, wenn sie
vom Glauben sagen hören"16.
"Du bist doch ein grober Esel, du Papstesel, und bleibst ein Esel!"17.
"Der Spitzbube zu Rom speie was er wolle in seinen Drecketalen" ...
"Hier siehst du ja, dass der Papst lieber ganz Deutschland in seinem
eigenen Blut ersoffen sehen wollte, als dass dort Friede wäre,
und lieber will, dass alle Welt mit ihm ins ewige, höllische
Feuer führe, als dass eine Seele zum rechten Glauben gebracht
werde"18. "Denn der
Teufel, der ja das Papsttum gestiftet, der redet und wirket alles durch
den Papst und den römischen Stuhl. Was man aber dem Teufel glauben
soll, als dem Mörder und Vater aller Lügen, soll ja ein Christ
wohl wissen (Joh 8)19".
"Lieber Gott, wie gar in überaus unverschämt, lästerlich
Lügenmaul ist der Papst. Er redet gerade, als wäre kein Mensch
auf Erden, der da wüsste, dass die vier Hauptkonzilien und
viele andere in der römischen Kirche gehalten sind. Sondern denkt:
Wie ich ein grober Esel bin und die Bücher nicht lese, so ist auch
in der Welt niemand, der sie liest. Sondern wenn ich mein Eselgeschrei
... lasse erschallen, oder gleich einen Eselsforz lasse, so müssen
sie alles für Artikel des Glaubens halten"20.
"Da hast du den Papst, was er sei und wo er herkomme, nämlich ein Gräuel aller Abgötterei, von allen Teufeln aus dem Grund der Hölle
hervorgebracht"21.
"Dazu mögen wir sein Wappen ... mit gutem Gewissen aufs heimlich
Gemach führen und zur Notdurft brauchen, danach ins Feuer werfen (besser
wäre es, den Papst selbst)" ... "Indes soll ein Christ, wo er des
Papstes Wappen sieht, dran speien und Dreck werfen, Gott zu ehren."...
"Denn wer also lüget in der Lehre, dass er Gottes Wort dazu im
Munde führt, der macht den Teufel zum Gott und Gott zum Teufel, als
rede Gott des Teufels Lügen und verführt mich damit, dass ich den Teufel unter Gottes Namen ehre und anbete, und die Lügen für
Wahrheit halte. Mit solchen unzähligen lasterhaften Abgöttereien
hat der Papst die Welt erfüllt"22.
"Danach sollte man ihn selbst, den Papst, die Kardinäle und was
seiner Abgötterei und päpstlicher Heiligkeit Gesindel sind, nehmen
und ihnen als Gotteslästerern die Zunge hinten am Hals herausreißen
und an dem Galgen annageln der Reihe nach, wie sie ihr Siegel an die Bullen
hängen, wiewohl das alles gering ist gegen ihre Gotteslästerei
und Abgötterei. Danach ließe man sie ein Konzil oder wie viel
sie wollten, am Galgen halten oder in der Hölle unter allen Teufeln"23.
"Wer dem Papst gehorsam ist, der wird selig; er aber, der Papst selbst,
als der Fels, soll niemand gehorsam und unterworfen sein. Da hast du des
geistlichen Rechts und aller Dekretalen Summe und ganzes Verständnis,
woraus du deutlich entnehmen kannst, dass der Papst und sein Papsttum
ein Teufelsgespenst ist aus verkehrtem, verfälschtem Verständnis
von Mt 16, d. i. aus Lügen, Gotteslästerungen, als dem Teufel
aus dem Hintern geboren. Darum ist auch aus dem Papsttum nichts Gutes gekommen,
sondern Zerstörung des Glaubens, verlogene Legenden, lasterhafte Abgötterei
unser eignes Werk, auch Zerrüttung des weltlichen Standes, Mord und
aller Jammer, dazu Unzucht so schändlich, wie wir sie jetzt zu Rom
öffentlich vor Augen haben"24.
"Aber der Herr sprach zu ihm: Hebe dich weg von mir Satan. Wie spricht
aber der Papst? Komm her, Satan, und hättest du noch mehr Welten als
diese, ich wollte sie alle annehmen und dich nicht allein anbeten, sondern
dich auch am Hintern lecken. Das sind die Worte seiner Dekrete und Dekretalen,
darin nichts vom Glauben Christi ... Das ist aber alles mit Teufelsdreck
versiegelt und mit des Papstesels Förtzen geschrieben"25.
"Wer nicht meinen Fortz anbetet, das ist eine Todsünde und die
Hölle. Denn er hält nicht, daß ich die Macht habe, alles
zu binden und zu gebieten. Wer nicht meine Füße küßt,
und wo ich's so anordnen würde, mich am Hintern lecken wollte, das
wäre eine Todsünde und tiefe Hölle, denn Christus hat mir
die Schlüssel und Macht alles und alles zu binden gegeben"26.
"Aber der Papstesel weiß nichts, weder vom Glauben noch von der
Verheißung noch von Gottes Geboten. Er hält die Kirche für
eine Eselstall oder Saustall, da er mit seinem Dreck innen regieren möchte".
"Da liegt der Papst in seinem eignen Dreck und wird erfunden, dass sein Regiment und Stand nicht von Gott ist noch von Menschen, sondern von
allen Teufeln aus der Hölle, eitel Abgötterei, Gotteslästerung,
Lüge, Seelenmord, Mord, Räuberei, Aufruhr, Feindschaft wider
Gott, Kaiser, Könige und alle Menschen, besonders wider die Christenheit,
viel ärger als der Türke"27.
"Ich bin erschrocken und meinte zu glauben, es donnerte so sehr, so
einen großen, scheußlichen Fortz hat der Papstesel fahren lassen.
Er hat gewisslich mit großer Macht gedrückt, daß
er einen solchen Donnerfortz herausgeblasen hat; ein Wunder ist es, dass ihm das Loch und der Bauch nicht zerrissen sind"28.
"Was hat der Papst nun gewonnen aus diesen zwei Sprüchen? Erstens
das höllische ewige Feuer. Zum anderen ewige Schande hier und dort,
als er erfunden ist öffentlich als ein Fälscher der Schrift,
ein Lügner, ein Gotteslästerer, ein Schänder aller Apostel
und der ganzen Christenheit, ein verlogener Bösewicht und Tyrann über
Kaiser und Könige und alle Welt, ein Dieb, Schalk und Räuber
beider, der Kirchengüter und der weltlichen Güter"29.
"So hab ich doch... das erste Stück... so klar und gewaltig ausgeführt,
daß gottlob kein gut christlich Gewissen anders glauben kann, denn dass der Papst nicht sei noch sein kann das Haupt der christlichen
Kirche, noch Statthalter Gottes oder Christi, sondern ist das Haupt der
verfluchten Kirche der allerärgsten Buben auf Erden, ein Statthalter
des Teufels, ein Feind Gottes, ein Widersacher Christi und Zerstörer
der Kirche Christi, ein Lehrer aller Lügen, Gotteslästerung und
Abgöttereien, ein Erzkirchendieb und Kirchenräuber der Schlüssel,
aller Güter beider, der Kirchen und der weltlichen Herrn, ein Mörder
der Könige und Hetzer zu allerlei Blutvergießen, ein Hurenwirt
über alle Hurenwirte und aller Unzucht, auch die nicht zu nennen ist,
ein Widerchrist, ein Mensch der Sünden und Kind des Verderbens, ein
rechter Werwolf"30.
Häufig fordert er zur Gewaltanwendung gegen das Papsttum auf;
Kaiser, Könige und Fürsten sollen sich seinen Besitz aneignen.
"Man soll mit dem Papst, den Kardinälen und dem ganzen päpstlichen
Hof das Fuchsrecht spielen: Man soll ihnen die Haut über die Köpfe
streifen und sie mit der Haut bezahlen lehren. Danach soll man die Strümpfe
in das Feuer werfen"31.
Zum Schluss heißt es: Die teuflische Päpsterei ist das
letzt Unglück auf Erden und das näheste, so alle Teufel tun können
mit all ihrer Macht. Gott helfe uns, Amen"32
.
J. Lortz33
spricht vom "kochenden Hass Luthers, der in allem Grobianismus seiner
Zeit nicht seinesgleichen hat ...". Der Tiefpunkt der hasserfüllten
Leidenschaftlichkeit findet sich in "Wider Hans Worst". Luther hat
diese Häufung von massiven Gemeinheiten als sein "Testament"
bezeichnet34 .
Man muss Mitleid haben mit seiner Verzweiflung und Anfechtung.
"Eins will ich frech und frei sagen: Niemand ist in diesem Leben Gott näher
als die Gotteshasser und Gotteslästerer"35
.
Aus der Schrift: "Von den Juden und ihren Lügen" (1543):
"Die Juden sind rechte Bluthunde, kein blutdürstigeres und rachgierigeres
Volk hat die Sonne je beschienen. Wenn du mit einem Juden vom Evangelium
reden wolltest, so wäre es eben als wenn du vor einer Sau das Evangelium
predigst. Der Odem stinkt ihnen nach der Heiden Gold und Silber.
Pfui euch hier, pfui euch dort, und wo ihr seid, ihr verdammten Juden!
Wenn du einen Juden siehst, magst du mit gutem Gewissen ein Kreuz vor dich
schlagen und frei sicher sprechen: Da geht ein leibhaftiger Teufel! Darum
wisse, dass du nächst dem Teufel keinen bitteren, giftigeren
Feind hast als einen rechten Juden. Sie glauben närrische Lügen
und statt in das schöne Angesicht des göttlichen Wortes, kucken
sie dem Teufel ins schwarze, finstere Hinterlügenloch und müssen
seinen Stank anbeten. Sie sind giftige, hämische Schlangen, Meuchelmörder
und Teufelskinder. Mein treuer Rat ist, wie droben gesagt, ernstlich: dass man ihre Synagogen mit Feuer verbrenne und, wer kann, Schwefel und Pech
hinzufüge; wer auch höllisch Feuer zuwerfen könnte, wäre
auch gut. Darum soll der Juden Maul nicht wert gehalten werden, sondern
mit Säudreck soll man auf sie werfen.
Verbrenne ihre Synagogen und gehe mit ihnen nach aller Unbarmherzigkeit
um... Will das nichts helfen, so müssen wir sie wie die tollen Hunde
hinausjagen. Wenn mir Gott keinen anderen Messias geben wollte, als wie
die Juden begehren, so wollte ich lieber eine Sau als ein Mensch sein".
Im Dritten Reich hat der thüringische Landesbischof Martin Sasse
die Judenschriften Luthers dazu benutzt, die Reichskristallnacht zu rechtfertigen;
Luther sei der größte Antisemit seiner Zeit gewesen. Das grausame
Wort "Weg mit ihnen", Abschluss der 7 Ratschläge Luthers zur
Entwürdigung der Juden hat im dritten Reich einen tödlichen Widerhall
gefunden36. Der israelische
Ministerpräsident Begin hat Luther als Anstifter zum Völkermord
bezeichnet.
Luther forderte dazu auf, arme blödsinnige Kinder als "Wechselbälge"
oder "Teufelskinder" einfach zu ertränken, weil er glaubte, dass ein solches Kind nur ein Stück Fleisch sei und die Stelle der Seele
der Teufel vertrete37
.
Er selbst bekennt, mehrmals nahe am Suizid gewesen zu sein38;
sein Groll drängte ihn dauernd zur Blasphemie und zum Fluchen: "Ich
kann nicht beten, ... ohne zu fluchen". Das "Geheiligt werde Dein Name"
müsse er begleiten mit den Worten: "Verflucht, verdammt, geschändet
müsse der Papisten Name und aller, die Deinen Namen lästern.
Wahrlich so bete ich alle Tage"39.
Mit der Abschaffung der sakrilegischen Messe wolle er das ganze Papsttum
stürzen"40 .
Mit einer "Scheinkonkordie" ist die Einheit der Kirche nicht zu erreichen. Ein seriöser Ökumenismus kann nur die Wahrheit zum Maßstab und Fundament haben. Evangelische Christen müssen sich fragen: Wie stehen wir eigentlich zum wirklichen Luther? Wird er nur nach Bedarf vor den eigenen Karren gespannt? Bedient man sich seiner mehrdeutigen Aussagen für eigene Ideologien? Ist nicht endlich eine klarere Distanzierung von vielen Beschimpfungen erforderlich? Sollte man sich nicht für die Folgen seiner kirchentrennenden Polemik entschuldigen? Unverständlich ist auch die Luther-Euphorie von Katholiken, denen es nur um pragmatischen Konformismus und beschwichtigende Glättung der bestürzenden Kernaussagen Luthers geht. Für Katholiken und Protestanten kann es nur peinlich sein, wenn Luther als "Vater im Glauben", "großer Theologe" oder "Lehrer des Gebetes" bezeichnet worden ist; es hat mit der historischen Realität nichts zu tun. Die Verbreitung von Geschichtslügen kann nur ein Hindernis auf dem Weg zur Einheit sein.
Weitere Zitate:
"Wie es andere zum Stehlen treibt, so mich zur Blasphemie"41.
"Denn die Sünde - so habe ichs gemeint und spreche es jetzt ausdrücklich aus, weiß wohl, daß sich unsern Magistern alle Haare sträuben werden - gehört zum guten Werke mit der Bestimmung wesenhafter Zugehörigkeit, solange wir leben, wie das Lachvermögen ... so gilt die Folgerung: der Mensch tut Gutes, also sündigt er, denn der Mensch, der Gutes tut, ist das Subjekt und die Sünde ist seine wesenhafte Eigenschaft ..." 42.
"... Dominus indicat nos non malos per opera, sed per naturam.
Quidquid est in corpore, immundum. Ita fructus cum nativitate est immundus."
(... der Herr zeigt uns an, dass wir nicht schlecht durch die Werke
sind, sondern aus Natur. Was auch immer im Körper ist, ist unrein.
So ist auch mit der Geburt die Frucht unrein.)43
Sein Amtsverständnis: "Dieses Sakrament [Priestertum] kennt die Kirche Christi
nicht, es ist erfunden von der Kirche des Papstes"44..
"Das Weihesakrament kann also nichts anderes sein als ein Ritus, wie man Redner
in der Kirche wählt."45.
1. Zitate aus: Martin Luthers Werke, Weimarer
Ausgabe, [=WA] Bd. 54 (1928; reprint 1966)) S. 206 ff.
BÄUMER, REMIGIUS, Das Ringen um dieWahrheitimZeitalterder
Glaubensspaltung, in: Bäumer, R., Benirschke, J. H., Guz, Th.,
Im Ringen um die Wahrheit. Festschrift der Gustav-Siewerth-Akademie, Bierbronnen
1997, 749-768; Ders.,
Vor 450 Jahren - Anerkennung des päpstlichen
Primats in Luthers letzter Kampfschrift gegen das Papsttum?, Theologisches
25 (1995) 125-130; BÄUMER, REMIGIUS; STOCKHAUSEN, ALMA VON (Hrsg.),
Luther und die Folgen für die Geistesgeschichte - Festschrift
für Theobald Beer, 2. Aufl.: Bierbronnen 1994, 220 S.; EMME, DIETRICH,
Martin
Luthers Geständnis. Zugleich eine Einführung in Luthers Tischreden,
Theologisches 5 (1989) Sp. 254-262; BÄUMER, REMIGIUS, Vor 450 Jahren:
Luthers Schmalkaldische Artikel - Ein Dokument der Spaltung, Theologisches
17 (1987) Nr. 6 Sp. 22-28; Ders., Martin Luther und der Papst, ed.
5, Münster 1985; Ders., Luther in katholischer Sicht. Was trennt
uns von Luther?, Theologisches 165 (1984) 5593-5607; Ders.,
Luther-Kritik
bei Joseph Lortz, Theologisches 147 (1982) 4705-4714; Ders., Martin
Luther und der Papst. Katholisches Leben und Kirchenreform im Zeitalter
der Glaubensspaltung, Heft 30., 3. durchgesehene Auflage mit einem
neuem Kapitel: Die wissenschaftliche Diskussion über "Luther und der
Papst" seit 1971, Münster 1982, 118 S.; Ders., Luthers Theologie
in katholischer Sicht (Eine Buchbesprechung), Theologisches 134 (1981)
Sp.4120-Sp.4124; MOCK, ALBERT, Abschied von Luther. Psychologische und
theologische Reflexionen zum Lutherjahr, Köln 1985, 120 s.; LÄPPLE,
A. , M. Luther. Leben, Bilder, Dokumente, München-Zürich
1982; BEER, THEOBALD, Der fröhliche Wechsel und Streit. Grundzüge
der Theologie Martin Luthers, ed. 2: Einsiedeln 1980, 563 S., Johannes
Verlag; BÄUMER, REMIGIUS, Der junge Luther und der Papst, Catholica
23 (1969) 392-420; Ders., Luthers Ansichten über die Irrtumsfähigkeit
des Konzils und ihre theologiegeschichtlichen Grundlagen, in: Wahrheit
und Verkündigung. Festschrift zum 70. Geburtstag von Michael Schmaus,
Paderborn 1967, 987-1003; HACKER, PAUL, Das ich im Glauben bei M. Luther,
Graz-WienKöln 1966.
Vgl. die Arbeiten des Lutherforschungsinstitutes und weitere
Arbeiten von Th. Beer: http://home.t-online.de/home/SCHUDER.MGS/beer.htm
2. Vgl. R. BÄUMER, in: Theologisches Nr. 164
(1984) 5596: Nach dem protestantischen Journalisten H. Zahrnt
reicht
ein Hinweis auf den damals allgemein häufigen groben Stil im Umgangston
zur Entschuldigung einfach nicht aus. (Martin Luther in seiner Zeit
für unsere Zeit, München 1983: Luther sei zwar ein homo religiosus,
aber keineswegs Vater im Glauben. "Was wir brauchen, ist ein Luther ohne
Legende")
3. Vgl. J. LORTZ, Die Reformation in Deutschland,
ed. 4, Freiburg 1962 (=ed. 6, Freiburg 1982) Bd. 2, S. 254; Bd. 1,
S. 411 f. (die extrem gehässige innerprotestantische Polemik), S.
415-419;. Protestantische Zeugnisse auch bei: R. BÄUMER, Theologisches
147 (1982) 4710; 165 (1984) 5595-5597. Vgl. auch A. ALAND, Luther und
die römische Kirche, in: E. Iserloh und G. Müller (Hrsg.),
Luther
und die politische Welt, Wiesbaden 1984, 149). Der alles andere als
zimperliche F. Nietzsche erklärte: "Die gräßlich-hochmütige
gallig-neidische Schmipfteufelei Luthers, dem gar nicht wohl wurde, wenn
er nicht vor Wut auf jemand speien konnte, hat mich zu sehr angeekelt"
. (F. Nietzsche, Brief an P. Gast vom 5. 10. 1879, in:Werke (hrsg.
von K. Schlechta), IV, Frankfurt 1979, 1159). Der Humanist W. Pirkheimer
urteilte,
Luther scheine entweder in völligen Wahnsiunn verfallen oder von einem
bösen Geist besessen zu sein, sonst könnte er nicht so toben
und fluchen (vgl. R. Bäumer, in: Theologisches 25 (1995) Nr. 3, 128).
Mit gutem Grund kam es daher - wie der evangelische Kirchenhistoriker
W.
von Loewenich es nennt - zur "Luthervergessenheit" im deutschen Protestantismus
der Gegenwart (Martin Luther. Der Mann und das Werk, München
1982, 11).
4. E. BIZER, Luther und der Papst, München
1958, 47
5. Vgl. J. LORTZ, ebd., 387 f.; R. BÄUMER,
in: Theologisches 147 (1982) 4709
6. H. FUHRMANN, Von Petrus zu Johannes Paul II.
Das Papsttum: Gestalt und Gestalten, München 1980, 146; vgl. R.
BÄUMER, in Theologisches 165 (1984) 5598
7. Vgl. R. BÄUMER, in: Theologisches 165 (1984)
5593-5608
8. Vgl. R. BÄUMER, Martin Luther und der
Papst, 96
9. M. LUTHER, Vom unfreien Willen, München
1962, 194
10. Ebd., S. 47
11. WA 49, 121, 10
12. WA 30/2, 160-197, 169
13. WA 30/2, 195 f.
14. Vgl. J. LORTZ, Ebd., Bd. I, 332
15. WA 54 (1928) S. 218
16. Ebd., S. 219
17. S. 221
18. S. 224
19. S. 234
20. S. 237
21. S. 239
22. S. 242-243
23. S. 243
24. S. 260
25. S. 265
26. S. 267
27. S. 272
28. S. 273
29. S. 279
30. S. 283
31. WA 54, 293
32. WA 54, 299
33. J. LORTZ, Die Reformation in Deutschland,
Bd. II, ed. 4, Freiburg 1964, S. 254 f.
34. Vgl. J. LORTZ, Ebd., Bd. I, S. 418 . "Eins
vergeßt nie: Den Haß gegen den Papst" (vgl. H. GRISAR, M.
Luthers Leben und sein Werk, Freiburg 1927, III, 732
35. LUTHER, WA 5 (1892), 170 (25)
36. Vgl. R. BÄUMER, in: Theologisches
Nr. 165 (1984) 5597
37. WA T (Tischreden) 5, 5207
38. Zitate bei P. MAJUNKE, Luthers Testament
an die Deutsche Nation, Mainz 1890, Letztes Wort, S. 24 f. (zitiert
nach A. Mock, Anm. 117)
39. Dazu H. GRISAR, M. Luthers Leben und
sein Werk, Freiburg 1927, 356
40. Vgl. WA 10, Bd. 2, S. 220
41 WA 40, I, 524, 8 (a.
1531)
42 Wider den Löwener Theologen
Latomus (1521) (Martin Luther - Ausgewählte Werke, hrsg. v. Borcherdt/Merz,
München 1953, S. 63)
43 Predigt am Tage Mariae Reinigung
(1524) (WA 15, 430,25)
44 CA XXIV 33, Bekenntnisschriften, Göttingen
1952, S. 94
45 Ebd., S. 28